Therapy-Slang: Panik

Das Herz rast, die Luft wird knapp, wir schwitzen, zittern, glauben, einer Ohnmacht nahe oder kurz davor zu sein, einen Herzinfarkt zu erleiden. Eine schnell zunehmende, unglaublich starke Angst ist das beherrschende Gefühl bei einer Panikattacke. Nicht selten geht sie mit der Befürchtung einher, sterben zu müssen.

 

Angststörungen zählen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. Die Wahrscheinlichkeit, im Laufe des Lebens von einer Angsterkrankung betroffen zu sein, beträgt nach internationalen Studien zwischen 14% und 29%.[1]

 

Doch auch, wenn wir oder unser Umfeld nicht von einer Störung betroffen sind, verwenden wir Sätze wie „Ich habe Panik.“ oder „Hier überfällt mich Panik, wenn ich nur daran denke.“ C. Schmid, EAP-Beraterin bei INSITE, klärt uns in diesem Beitrag über den Begriff „Panik“ auf.

 

Angst kann Menschen belasten und sich zu einem psychischen Leiden entwickeln, das den Alltag massiv beeinträchtigt. Angst an sich ist aber ganz normal, sogar sinnvoll. Sie warnt uns und hält uns davon ab, unverantwortliche Risiken einzugehen. Zugleich mobilisiert sie Kräfte - sei es zur Abwehr oder zur Flucht.

 

Kurze Momente der Panik, beispielsweise vor einer Prüfung oder im überfüllten Zug, kennt vermutlich jede:r. Leidet jemand jedoch unter einer Panikstörung, treten immer wieder Panikattacken auf - Plötzlich akute Episoden intensiver Angst auf mit körperlichen Symptomen, wie z.B. Herzrasen, Schwitzen und der Angst zu sterben, die Kontrolle zu verlieren oder verrückt zu werden. Auf die Frage, ab wann das für unser Überleben existenzielle Gefühl der Angst krankhaft wird, antwortet Professor Andreas Ströhle, Leiter der Angst-Ambulanz an der Charité Berlin: „Angst wird ab dem Zeitpunkt zur Krankheit, wenn sie übersteigert wird und mich daran hindert, Dinge zu tun, die ich tun möchte oder muss.“[2]

 

Es wird vermutet, dass Menschen mit einer Panikstörung körperliche und psychische Veränderungen, wie die Herzschlagrate oder Konzentrationsprobleme, sensibler wahrnehmen und eher fehlbewerten. Sie geraten in einen „Teufelskreis der Angst“: Wahrgenommene Körpersignale und deren Veränderung machen Angst. Es wird vermehrt Aufmerksamkeit auf sie gelenkt, wodurch sie verstärkt wahrgenommen werden. Sie werden als bedrohlich interpretiert, wodurch die Angst weiter zunimmt. Angst wiederum geht einher mit physiologischen Veränderungen, wodurch die Körpersignale intensiver werden sowie neue hinzukommen können, was dann als Beleg für die Bedrohung/Befürchtung gewertet wird. So schaukelt sich die Angst immer weiter auf bis zur Panik.

 

 

Nicht selten ist eine Panikstörung mit einer Agoraphobie verknüpft. In solchen Fällen haben die Betroffenen Angst vor bestimmten typischen Situationen, wie z. B. öffentliche Verkehrsmittel oder Menschenmengen, in denen im Falle einer Panikentwicklung Flucht oder Hilfe herbeizuholen schwierig wäre, und vermeiden diese.

 

Betroffene entwickeln gleichsam eine Angst vor der Angst.

 

Warum manche Menschen eine Angststörung entwickeln, hängt zum einen von genetischen Faktoren ab, aber auch von psychologischen. „Wem Vertrauen in Bezugspersonen und die eigenen Fähigkeiten vermittelt wurde, der ist später meist weniger anfällig für Angststörungen. Angst wird zum großen Teil gelernt – und das kann rückgängig gemacht werden.[3]

 

Angststörungen beeinflussen den Alltag und die Lebensqualität Betroffener und ihrer Familien in ganz unterschiedlichem Maße. Der ICD-10, das Krankheits-Klassifikations-System der WHO, unterscheidet solche, die an spezifische Auslösesituationen gebunden sind (z.B. Agoraphobie, soziale Phobie), und solche, bei denen dies nicht der Fall ist (z.B. Panikstörung, generalisierte Angststörung).

 

Es gibt wirksame Therapien, mit denen sich die Beschwerden in vielen Fällen lindern oder ganz in den Griff bekommen lassen. Dabei kann sowohl auf psychotherapeutische als auch psychopharmakologische Therapien zurückgegriffen werden. Im Bereich der Psychotherapie kommt häufig die Verhaltenstherapie zum Einsatz, die unter anderem auch mit sogenannten Konfrontationsverfahren arbeitet. Das heißt, dass der Betroffene oder die Betroffene sich bewusst der Situation oder im Falle der Panikstörung den Körperempfindungen aussetzt, die angstvoll erlebt und folglich vermieden werden. Durch das sukzessive Bewältigen der Herausforderung gelingt es im guten Sinn „das Gehirn umzuprogrammieren“.[4]

 

Jemanden mit rationalen Argumenten überzeugen zu wollen, dass die Angst unbegründet ist, verfängt eher. „Hilfreich sind eher die, die einfach nur mal zuhören und die nicht sofort einen tollen Ratschlag parat haben.“, so Professor Ströhle.[5]

 

 


[1] register.awmf.org/assets/guidelines/051-028l_S3_Angstst%C3%B6rungen_2014-05_1.pdf

[2] Charité-Psychiater Andreas Ströhle: „Ängste funktionieren wie Alarmanlagen“ (berliner-zeitung.de)

[3] Ein Leben mit Angststörungen - "Es fühlt sich an, als würde man sterben" | deutschlandfunkkultur.de

[4] Angststörungen: Agoraphobie und Panikattacken behandeln (stiftung-gesundheitswissen.de)

[5] Ein Leben mit Angststörungen - "Es fühlt sich an, als würde man sterben" | deutschlandfunkkultur.de