Seelische Leiden steigen stark an

Viele Menschen fühlen sich von ihrem Leben erschöpft. Sie leiden unter permanenter Anspannung, zu viel Druck und Pflichten.

 

Die Daten, die die KKH in dieser Woche veröffentlicht hat, sind alarmierend. Die Krankenkasse vermerkt für das erste Halbjahr 2023 ganze 303 Ausfalltage pro 100 Versicherte. Die Fehlzeiten aufgrund seelischer Leiden stiegen im ersten Halbjahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 85 Prozent.[1]

 

Legt man die Statistik der Krankenkasse neben unsere EAP-Statistiken von Depressionen, Ängsten und Burnout, die wir bei unseren Klinet:innen ermitteln, kommen wir auf ein vergleichbares Ergebnis.“, so die Psychotherapeutin Dr. Ludmila Peregrinova, Leitung der Beratung bei INSITE-Interventions GmbH, einem der führenden EAP-Anbieter mit mehr als 600 Kundenunternehmen. „Blicken wir auf die Beratungsanlässe bei unseren Klient:innen, so stellen psychische Schieflagen den höchsten Anteil dar. Im Vergleich zu 2022 sehen wir Steigerung dieser Anliegen von fast 50%.

 

Die Zahlen sind alarmierend. Eine hohe Belastungs- und Ausfallquote bei Mitarbeitenden bedeutet gleichzeitig, dass die arbeitsfähigen Kolleginnen und Kollegen die Leerstelle füllen müssen. Das Risiko von Abwärtsspiralen in Teams ist dann besonders gegeben. „Stress und das Gefühl, den Anforderungen nicht (mehr) gewachsen zu sein, ist eine der häufigsten Aussagen unserer Klient:innen.“, so Dr. Peregrinova.

 

Auch andere Studien bestätigen diese Entwicklung. Laut dem Mental Health Report 2023 der AXA, der zusammen mit dem Meinungsforschungsinstitut IPSOS erstellt wurde, ist ein Großteil der deutschen Bevölkerung seelisch belastet.[2] Das Gefühl, in einem permanenten Krisenzustand zu leben, hat Folgen; etwa, dass die Problembewältigung eine zunehmende Herausforderung wird. Setzt man die erstplatzierte Antwort auf die Frage, was man sich erhoffen würde, wenn man einen Wunsch frei hätte - „Gesundheit“ - in Relation zu den Zahlen des KKH Reports, wird die dramatische Lage deutlich. Das bekannte Sprichwort: „Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts“, entfaltet seine Wirkung.

 

Für Unternehmen wird es unabdingbar, in die mentale Gesundheit der Mitarbeitenden zu investieren. Wir beobachten bei unseren Kundenunternehmen besondere Anstrengungen auf dem Handlungsfeld psychische Gesundheit. Ein EAP ist dabei nur ein Baustein.“, so Alexander Oster, Geschäftsführer von INSITE. Die Gleichzeitigkeit vieler organisatorischer Notwendigkeiten wie Wirtschaftlichkeit, Digitalisierung, Prozessoptimierung und andere, Wohlbefinden-orientierte Erwartungen der Mitarbeiterschaft macht es schwierig, allgemeingültige Handlungsempfehlungen zu geben. Jedes Unternehmen ist etwas anders und hat eigene Bedürfnisse. „Allerdings,“ so Alexander Oster, „gibt es viele gute Beispiele, wie Unternehmen dieser Entwicklung etwas Wirksames entgegenstellen können!

 

 


[1] Fehlzeiten wegen Depressionen & Co. stark gestiegen | KKH

[2] AXA Mental Health Report 2023 / AXA